August 2025
Passierschein für das Überschreiten der Zonengrenze, 1948
Der Wunsch nach einer bewachten Grenze zwischen Limburg und Diez kommt heutzutage
wohl auch den radikalsten Lokalpatrioten nicht mehr in den Sinn. Und doch hat
es über viele Jahrhunderte hinweg eine solche Grenze gegeben: Diez gehörte zum
Haus Nassau, Limburg zu Kurtrier.
Nach den beiden Weltkriegen entstand die Grenze vorübergehend aufs Neue: Diez
lag in der französischen Besatzungszone und war französischer Militärstandort,
während Limburg unbesetzt bzw. Teil der amerikanischen Zone war. Für große
Teile der Bevölkerung bedeutete die neue, militärisch gesicherte Grenze eine empfindliche
Störung des Alltags. Die gewohnte und oft lebensnotwendige Bewegungsfreiheit
war stark eingeschränkt.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Grenzübertritt zunächst willkürlich
gehandhabt. Die Übertrittsprozeduren waren oft demütigend. Erst am 24. Oktober
1946 erließ das Koordinierungskommitee des Alliierten Kontrollrats die
Direktive Nr. 42 über „die Erlaubnis der Überschreitung der Demarkationslinie
durch deutsche Arbeiter und Angestellte, welche in einer Zone wohnen und in
einer anderen arbeiten“. Um die Zonengrenze überschreiten zu können, brauchte
man eine Bescheinigung der zuständigen Arbeitsämter beider Zonen und einen
Personalausweis oder eine Kennkarte. Auch der Grund für den Grenzübertritt
musste angegeben und vermerkt werden. Solche Bescheinigungen hatten nur eine
kurze Geltungsdauer, konnten aber verlängert werden.
Das Beispiel eines Passierscheins für Elfriede Jüngst aus Flacht vom Januar
1948 zeigt, welcher Verwaltungsaufwand für eine sechs Monate gültige Erlaubnis
getrieben wurde. Ausgestellt und gestempelt wurde er vom Arbeitsamt
Niederlahnstein und bestätigt vom Arbeitsamt Limburg. Für eine Verlängerung von
nur vier Monaten waren dann Unterschrift und Stempel einer inzwischen in Diez
ansässigen Nebenstelle des Niederlahnsteiner Amts fällig. Als Grund für die
Berechtigung des Grenzübertritts von Elfriede Jüngst ist die „Bebauung von
eigenem Land“ jenseits der Grenze angegeben. Die Genehmigung war also für sie
sehr wichtig.
Mit der Gründung der Bundesrepublik am 23. Mai 1949 entfielen die Zonengrenzen
der Westmächte, und die alltägliche Bewegungsfreiheit war
wiederhergestellt.
Der Passierschein ist eine freundliche Leihgabe von Elfriede Sartorius geb.
Jüngst.