Biodiversität

Die Biodiversitätsstrategie der Stadt Diez

  • Vorwort

    Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, 

    auch bei uns in Diez führen Ordnungsliebe und ein Verständnis zu dem, was schön und gleichzeitig noch arbeitsersparend ist, zu naturfernen Kies- und Steingärten sowie monoton gepflegten öffentlichen und privaten Grünflächen. Auch bei uns werden die im Rahmen der Bauleitplanung ausgewiesenen Ausgleichsflächen nicht immer so bewirtschaftet, wie es ökologisch geboten und auch festgelegt ist. Diese Zustände lassen auch bei uns die Lebensräume und die Vielfalt der Tiere und Pflanzen zunehmend ärmer werden. Schon diese Beispiele belegen mir: Wir müssen vieles verändern!

    Einiges haben Vereine, Initiativen und engagierte Diezer Bürgerinnen und Bürger und natürlich auch die Stadt und der städtische Bauhof für den Artenschutz in den letzten Jahren auf den Weg gebracht. Es ist noch nicht genug, aber wir können darauf aufbauen. Wir müssen auch in Diez öffentliche und private Flächen nach biologischen Gesichtspunkten umgestalten und anlegen. Die Stadt soll und muss den Einstieg in ein ökologisch sinnvolles Grünflächenmanagement finden, weil wir nur so die Leistungen der Natur anerkennen und fördern können. Damit sind für uns alle und natürlich auch für den städtischen Bauhof große Herausforderungen verbunden. Diesen wollen wir uns mit Augenmaß, dem Blick für das Machbare und langem Atem „zeitnah, zielstrebig und zusammen“ stellen. Dazu brauchen wir Mut und vor allem Akzeptanz und Anerkennung für Neues, für eine zu uns passende „attraktive Unordnung“ auf öffentlichen und privaten Flächen.

    Denn „Unordnung schafft Lebensraum“.

    Wie wir das gemeinsam erreichen können, skizziert unsere Biodiversitätsstrategie Diez. Sie zeigt uns, was von wem getan werden sollte und bleibt mit den jährlich dem Stadtrat vorzulegenden und nachzubereitenden Maßnahmenkonzepten und ihrer verpflichtenden Fortschreibung aktuell und lebendig.  Nur mit ökologisch orientiertem Veränderungs- und Gestaltungswillen, mit bürgerschaftlichem Engagement und dem Zusammenwirken vieler können wir gemeinsam viel für die Artenvielfalt und für eine attraktivere Stadt mit ihrem Umland bewirken.

    Machen Sie mit, wir haben uns viel vorgenommen!

    Ich danke dem Förderverein Blühende Lebensräume Diez, der diese Strategie mit Unterstützung aus der Diezer Bevölkerung erarbeitet hat und bereit ist, die Koordination bei deren Umsetzung ohne Kosten für die Stadt zu übernehmen. 

    Mit freundlichen Grüßen

    Annette Wick
    Stadtbürgermeisterin

  • 1. Die Sachlage

    Das Insektensterben und der Artenschwund zeigen uns, wie verletzlich unsere Natur ist. Dem entgegenzuwirken,  ist  nicht nur Aufgabe der Landwirte, der kommunalen Verwaltung und der zuständigen Behörden. Es ist eine Verpflichtung für alle und duldet keinen zeitlichen Aufschub mehr.  Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen sich diesen Herausforderungen stellen. Sie müssen auch in Diez Hand in Hand arbeiten, an einem Strang ziehen und mit den zuständigen Stellen „zeitnah, zielstrebig und zusammen“ mehr als bisher Arten schützen, sie nachhaltig sichern und damit gleichzeitig einen Beitrag für ein klimafreundliches sowie attraktives Landschafts- und Stadtbild leisten.

    Die Ergebnisse aus vielen Gesprächen, die Erfahrungen engagierter Umweltschützer, die Auswertung der einschlägigen Literatur sowie die Rückmeldungen aus Befragungen machen auch für Diez  Handlungsbedarf in den folgenden Handlungsfeldern deutlich:

    • Städtische  Grün- und Freiflächen
    • Bäume in der Stadt und im städt. Umland 
    • Straßenbegleitgrün 
    • Städtische Plätze 
    • Friedhöfe 
    • Die Aar und der Aaruferbereich 
    • Gärten und Balkone 
    • Bauleitplanung und Bauvorhaben 
    • Kleingärten 
    • Dach- und Fassadenbegrünung 
    • Schutzgebiete und Biotope 
    • Ausgleichs- und Ökokontoflächen 
    • Nachhaltige Nutzung  in der Landwirtschaft sowie Pflege der Wirtschaftswege 
    • Nachhaltige Waldnutzung 
    • Besonderer Artenschutz (z.B. gebietstypische Arten, Beleuchtung, Gebäudebrüter, Vogelschlag gegen Glas) 
    • Umweltbildung  

    1.1 Ein kurzer Rückblick und ein Blick über den Tellerrand

    Bereits am 7. November 2007  beschloss die Bundesregierung die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS)“ zur Umsetzung des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt, die rund 330 Ziele und 430 Maßnahmen zu allen biodiversitätsrelevanten Themen enthält.  Für die Zeit nach 2020 ist eine Weiterentwicklung dieser NBS geplant.     

    Seit 2015 bildet die Biodiversitätsstrategie des Landes Rheinland-Pfalz  die Grundlage für Projekte und Maßnahmen des Natur- und Artenschutzes. Sie beschreibt Ziele  und Maßnahmenschwerpunkte zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Rheinland-Pfalz in elf Handlungsfeldern.   

    Am 14.4.2016 verabschiedete der Ortsgemeinderat Herxheim in der Südpfalz (ca. 10.500 Einwohner) unter dem Motto „In Herxheim blüht uns was“ einstimmig eine Biodiversitätsstrategie. Zwischenzeitlich hat die Ortsgemeinde Herxheim mit ihrem Engagement zur Förderung der Biodiversität, unter anderem auch mit ihrem Projekt „Platz der Artenvielfalt“,  landesweit  Zeichen gesetzt und wurde von der damaligen Umweltministerin Ulrike Höfken im Mai 2018 als erste „Aktion Grün Kommune1 ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde die Gemeinde von der  „UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland“  2020 mit dem Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ geehrt.    

    Am 16. Januar 2019 stellte die Landeshauptstadt Mainz  die Inhalte des Entwurfs einer  zwischenzeitlich in Form einer  Broschüre mit Vorwort der Umweltdezernentin auch im Internet veröffentlichten und viel beachteten „Biodiversitätsstrategie Mainz“  Vertretern aus Politik, Stadtverwaltung, Verbänden, Landnutzern und Bürger*innen zur Diskussion. 


    1 Das rheinland-pfälzische Umweltministerium zeichnet Städte und Gemeinden als „Aktion Grün“-Kommune aus, die sich im Natur- und Artenschutz besonders und nachhaltig engagieren.


  • 2. Öffentlichkeitsbeteiligung

    Verbände, Vereine, Institutionen, Initiativen, Schulen, Ausbildungsstätten, Kindergärten, Parteien, engagierte Bürgerinnen und Bürger, der städtische Bauhof und die Stadtrats-fraktionen wurden schriftlich befragt u. Sie konnten mit ihren Antworten auf die Ziele, die Gestaltung und die Inhalte dieser Strategie Einfluss nehmen und darlegen, wie sie sich in das Gesamtprojekt einbringen könnten. Viele haben dieses Angebot genutzt und sich mit Vorschlägen, Kritik und konkreten Unterstützungsangeboten eingebracht. (Anlage 1)

  • 3. Strategischer Ansatz

    Diez ist eine verbandsgemeindeangehörige Stadt. Die für eine Gestaltung und Verwaltung von Projekten und Maßnahmen dieser Strategie zu erwartenden Verwaltungsleistungen sind begrenzt. Der städtische Haushalt ist defizitär und genehmigungspflichtig. Der finanzielle Spielraum ist außerordentlich gering. Die materiellen und personellen Ressourcen des städtischen Bauhofs sind ebenfalls begrenzt.   

    Vor diesem Hintergrund enthält die Biodiversitätsstrategie Diez Prämissen und Handlungsverpflichtungengen – sie bilden die Basis. Die als Säulen dieser Strategie bezeichneten Akteure bilden das tragende Gerüst. Und das Dach dieses Gebäudes gestalten die jährlich vom Stadtrat für das nächste Vegetationsjahr zu verabschiedenden Maßnahmenpläne.  Für die Akteure werden Ziele beschrieben und Maßnahmen aufgezeigt, deren Realisierung sie ermöglichen oder unterstützen könnten/sollten. Aufgaben und Erfolge werden ihnen unmittelbar zugeschrieben. Damit stehen vor allem die Stadt, Schulen und Kindergärten sowie die Landwirtschaft und das bürgerschaftliche Engagement im Mittelpunkt der Betrachtung.


    Dieses Modell erfordert Führungsleistung von der Stadtspitze und dem Stadtrat, der das jährlich Erreichte bilanziert und die Maßnahmen für das nächste Jahr beschließt und unterstützt. Es verlangt einen städtischen Bauhof, der beispielgebend vorangeht und mithilft, die Diezerinnen und Diezer für die erforderlichen Veränderungen und Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität zu gewinnen. Dies kann nur gelingen, wenn die Koordination der Initiativen, Maßnahmen und Projekte außerhalb der bestehenden Verwaltungsstrukturen wahrgenommen wird.

  • 4. Strategische Ziele

    Mit grundsätzlichen Überlegungen, Zielen und möglichen Maßnahmen zur Initiierung, Steuerung und Bewertung von Projekten und Veränderungen und nach dem Motto „zeitnah, zielstrebig und zusammen“, soll in Diez

    • dem Rückgang der Artenvielfalt und dem Insektensterben entgegengewirkt,
    • zur Steigerung der Attraktivität des Stadt- und Landschaftsbilds beigetragen und
    • damit auch ein kleiner Beitrag zu einem erträglichen Stadtklima geleistet werden.
  • 5. Grundsatzüberlegungen/Handlungsverpflichtungen zu dem, was gewollt ist

    Nicht was gewollt und geschrieben ist, sondern was gemacht und was belegbar erreicht wird: Das wird wahrgenommen und wird zeigen, was diese Biodiversitätsstrategie bewirkt! Deshalb gilt es, möglichst viele zu erreichen, mitzunehmen und zum Mitmachen zu gewinnen.  Die nachfolgend formulierten Prämissen und Handlungsverpflichtungen sind deshalb wichtige Voraussetzungen, um diese Biodiversitätsstrategie mit Leben zu erfüllen. 

    5.1 Prämissen

    • Das Machbare in den Blick nehmen und dazu konkrete und realisierbare Ziele setzen.
    • Schritt für Schritt vorangehen.
    • Entstehende Konflikte entschärfen.
    • Gewährleisten, dass sich viele Akteure auf unterschiedlichen Ebenen einbringen können.
    • Zeitnah und fortschreitend wahrnehmbare Erfolge erzielen. 

    5.2 Leuchtturmprojekte

    Um Beispiele zu geben und um die Kommunikation auch öffentlich zu fördern, sollen Leuchtturmprojekte angestrebt und zeitnah umgesetzt werden.  

    5.3 Haushaltsrelevanz

    Die Realisierung geplanter Maßnahmen muss nicht zwingend haushaltsrelevant sein. Häufig geht es nur darum, wie anstehende Aufgaben erledigt werden sollten. Vieles kann auch durch bürgerschaftliches Engagement realisiert werden. Darüber hinaus sollen auch mit Sponsorengeldern und Fördermitteln Projekte und Maßnahmen umgesetzt werden. Trotzdem sollte die Stadt kleinere Projekte oder unvorhergesehener Maßnahmen finan-zieren können. Dies würde Flexibilität schaffen. Zur Förderung der Biodiversität soll des-halb jährlich ein Betrag von ca. 1000 bis 2000 Euro in den Haushalt einfließen. Damit wird auch ein Zeichen für die Akteure gesetzt. Für geplante Maßnahmen, die mit diesem Betrag nicht finanziert werden können, wird der erforderliche Ansatz im Haushaltsent-wurf für das nächste Jahr berücksichtigt.  

    5.4 Maßnahmenpläne

    Zu den für die künftige Vegetationsperiode geplanten Projekten und Maßnahmen wird dem Stadtrat jeweils bis Mitte November ein Maßnahmenplan vorgelegt. Zuvor wird auf der Grundlage des aktuellen Maßnahmenplans bilanzierend berichtet.   

    5.5 Langzeiterfassung

    Die realisierten Projekte und Maßnahmen werden für die Stadt in einer fortzuschreibenden Datei dokumentiert und vorgehalten.   

    5.6 Öffentlichkeitsarbeit

    Über die Realisierungsschritte sowie über das Erreichte bzw. nicht Erreichte und die dabei aufgetretenen Probleme, wird die Stadt Diez die Beteiligten und auch die Öffentlichkeit regelmäßig informieren.

  • 6. Die Fünf-Säulen-Strategie – was von wem wozu gemacht werden könnte
    1. Städtisches Engagement,
    2. Bürgerengagement/ Beteiligung von Bürgern, Vereinen und Institutionen,
    3. Schulen und Kindergärten
    4. Landwirtschaft
    5. Förderverein Blühende Lebensräume Diez e.V.

    6.1 Städtisches Engagement  

    Die Stadt Diez übernimmt mit dieser Biodiversitätsstrategie Verantwortung: Sie setzt Ziele und Zeichen und macht damit deutlich, wie durch eigene Initiativen, Unterstützung und Förderung bisheriger und künftiger Projekte durch unterschiedliche Akteure der Arten- und Naturschutz sowie die Attraktivität der Stadt und des städtischen Umlands gestaltet und damit deutlich verbessert werden könnten. Damit sind vor allem für den städtischen Bauhof veränderte Aufgabenstellungen und damit auch Veränderungsbereitschaft ver-bunden. Dafür braucht er die Unterstützung und den Rückhalt der Stadtspitze und des Stadtrats - Fortbildung und Erfahrungsaustausch mit Mitarbeiter*innen anderer kommunalen Bauhöfe sind weitere, wichtige Erfolgsgaranten.  

    Um dem damit verbundenen Koordinationsaufwand gerecht zu werden, wird die Stadt eine/n ehrenamtliche/n Koordinator*in bestellen und ihr/ihm die folgenden Aufgaben zuweisen, die im Auftrag der Stadtbürgermeisterin wahrgenommen werden: 

    • Koordination von Interessen, Akteuren und Unterstützern.
    • Den Akteuren und Unterstützern behilflich sein, sie anleiten und auf die gemeinsamen Ziele verpflichten. 
    • Netzwerke bilden und damit den Erfahrungsaustausch fördern. 

    • Führen und Fortschreiben der Maßnahmenpläne und der Datei zur Langzeiterfassung sowie Vorbereitung der Vorlagen sowie der Beschlussvorlagen für den Stadtrat. 
    • Information des Stadtrats 

      a)  Ziele 

      • Eigenes Handeln kritisch überprüfen und auf Nachhaltigkeit sowie die Förderung der Biodiversität ausrichten
      • Städtische Flächen und damit das Stadt- und Landschaftsbild ökologisch verbes-sern sowie attraktiver gestalten und auf den Erhalt und die Erhöhung des Anteils naturnah gestalteter und bewirtschafteter Flächen hinwirken.
      • Koordinieren der mit der Realisierung der strategischen Vorgaben verbundenen Maßnahmen.
      • Das Getane und das Erreichte bewerten und transparent machen.
      • Beteiligung des Stadtrats.  


      b) Maßnahmen

      • Führen einer Maßnahmen- und Projektdatei.
      • Informationsveranstaltungen durchführen.
      • Schulung des städtischen Personals zum Artenschutz und zur naturnahen Baum- und Grünpflege. 
      • Beratungen organisieren und durchführen.
      • Initiativen von Bürgern, Vereinen und Institutionen fördern.
      • Modellflächen anlegen und betreuen.
      • Kooperationen mit den Diezer Schulen und Kindergärten für den Bereich Förderung der Biodiversität anstreben. 
      • Kooperation mit der Bundespolizei für den Bereich Förderung der Biodiversität anstreben. 
      • Vorhandene Ökokonto -Flächen aufwerten.
      • Teilnahme an Förderprogrammen.
      • Nutzung der Ausgleichsflächen  optimieren.
      • Öffentliche Flächen, auch Feldwege nach biologischen Gesichtspunkten pflegen/umgestalten/anlegen.
      • Erstellung und Fortschreibung eines stadtweiten Grünflächenkonzepts (Bestandserfassung, Biotopausstattung, Pflegeziele und -empfehlungen etc.).
      • Feldhecken anlegen und deren Vernetzung betreiben.
      • Die Innenstadt weiter begrünen und weitere Bäume pflanzen. 
      • Naturschutzgerechte Verpachtung  städtischer Flächen.
      • Für das Aarbett einen Gewässerentwicklungsplan und dessen konsequente Umsetzung einfordern und unterstützen.
      • Unterhaltung des Mühlgrabens und der Wasserflächen im Generationenpark.
      • Evtl. teilweise Wiederbelebung der Aar-Gärten in der Diezer Neustadt.  


    6.2 Bürgerengagement / Beteiligung von Bürgern, Vereinen und Institutionen 

    Vereine, Institutionen und Initiativen haben in den letzten Jahren auch in Diez zuneh-mend Projekte zur Förderung der Biodiversität realisiert und dafür in der Bevölkerung Anerkennung und Unterstützung gefunden. Bei hoher Bereitschaft, sich auch künftig bürgerschaftlich/ehrenamtlich zu engagieren, haben die Erwartungen an die Leistungen der Stadt sowie die Nachfrage nach Beratung und Förderung der privaten Initiatoren deutlich zugenommen. Dem soll mit konkreten Maßnahmen Rechnung getragen werden.  

    a)  Ziele 

    • Die Bereitschaft fördern, den Wert naturnaher Gestaltung von Außenanlagen anzuerkennen. 
    • Mut machen, neue Wege zu gehen und anzuerkennen, dass wild aussehende Gärten, Steinmauern, Stein- und Reisighaufen, bewachsene Dächer und Mauern viel-fältige Lebensräume bieten.
    • Auf den Erhalt und die Erhöhung des Anteils naturnah gestalteter und bewirtschafteter Flächen hinwirken.
    • Das Engagement unterstützen, eigene und genutzten Flächen, Balkone, Häuser und Mauern naturnah zu verändern.  


    b)  Maßnahmen 

    • Auf den eigenen Flächen, dem Firmengelände, auf öffentlichen Flächen, in Gärten und auf Balkonen durch mehr Blüten und andere Maßnahmen dem Arten- und insbesondere dem Insektensterben entgegensteuern.
    • Bepflanzungen dem sich ändernden Klima anpassen und damit gleichzeitig für mehr Attraktivität zu sorgen.
    • Als Eigentümer von Ackerflächen mit den Pächtern naturschutzgerechte Pachtverträge abschließen.
    • Sich in Maßnahmen anderer zur Förderung der Biodiversität einbringen.
    • Modellflächen anlegen und betreuen, um damit gemeinsam Erfahrungen sammeln und austauschen zu können. 
    • Helfen, Menschen und Lebensräume weiter zu vernetzen.
    • Aufstellung von Honigbienenvölkern an geeigneten Stellen im Stadtgebiet.
    • Dach- und Fassadenbegrünungen schaffen.
    • Sonderstrukturen wie z.B. Trockensteinmauern, Teiche, Laubhaufen, Holzstapel, Nisthilfen, Insektenhotels oder Lebenstürme  schaffen.   


    6.3 Schulen und Kindergärten 

    Nur was man kennt, kann man auch schützen! Deshalb ist die Umwelt auf Menschen angewiesen, die informiert sind und sich deshalb für den Schutz und somit für die Erhaltung der Natur, der Tiere und ihrer Artenvielfalt einsetzen. Dafür sind alle Bildungseinrichtungen auch umweltpädagogisch gefordert. Ziele und Maßnahmen oder auch eigene Projekte sollten von den Bildungseinrichtungen vorgeschlagen und auch federführend realisiert werden.  Es wird darauf verzichtet, für die Diezer Schulen und Kindergärten sowie für die Bundespolizeiausbildungsstätte Ziele zu formulieren und dazu möglich Maßnahmen vorzuschlagen.  Wünschenswert wäre die Verknüpfung theoretischer Lehrinhalte mit praktischen Biodiversitätsprojekten, bei deren Realisierung unterstützt werden könnte. Erforderliche Unterstützungsleistungen wird die Stadt organisieren und koordinieren. Die beabsichtigten Projekte und Maßnahmen sowie auch deren Pflege werden jährlich abgefragt und die Ergebnisse in die zu erstellenden Maßnahmenpläne sowie in die das Vegetationsjahr abschließende Jahresbilanz einfließen.
      

    6.4 Landwirtschaft 

    Die Landwirtschaft gilt als eine Verursacherin für die gravierenden Veränderungen un-serer Jahrhunderte alten Kulturlandschaft und für das Artensterben. Sie trägt eine große Verantwortung und ist besonders gefordert. Dieser Verantwortung müssen sich auch die Diezer Landwirte mehr als bisher mit gezielten Maßnahmen und Unterstützungsleistun-gen stellen.   

    a)  Ziele 

    Die Diezer Landwirte setzen sich für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität mit konkreten Maßnahmen ein und bringen sich darüber hinaus auch konstruktiv unterstützend in das städtische Gesamtkonzept ein.   

    b) Maßnahmen 

    • Anlegen von Blühflächen als Blühstreifen und Blühbrachen
    • Anlegen von Lerchenfenstern  und Erbsenfenstern
    • Vertragsgerechte Bewirtschaftung von Ausgleichsflächen
    • Anlegen von Ackerrandstreifen
    • Anlegen von Insektenwällen
    • Unproduktive Flächen aus der Produktion herausnehmen und einer ökologischen Bewirtschaftung zuführen. 
    • Schutzstreifen entlang wasserführender Gräben anlegen
    • Flächen über die Verpflichtung zum Einrichten „Ökologischer Vorrangflächen“  hinaus für Blühbrachen gegen eine angemessene Entschädigung zur Verfügung stellen
    • Feldwege als Lebensraumelemente nutzen und schützen
    • Naturschutzgerechte Pachtverträge mit den Verpächtern abschließen und die Vertragsinhalte konsequent umsetzen
    • Sich unterstützend in Maßnahmen zur Realisierung dieser Biodiversitätsstrategie einbringen.


    6.5 Förderverein Blühende Lebensräume Diez e.V.  

    Der Förderverein Blühende Lebensräume Diez e.V. bringt sich als gemeinnütziger Verein mit der Verwirklichung seiner Ziele im partnerschaftlichen Miteinander in das städtische Gesamtkonzept ein und wird dessen Realisierung im Abstimmung mit der Stadtspitze, mit Unterstützung der zuständigen Stellen konstruktiv begleiten und darüber hinaus im Auftrag der Stadt die Aufgaben eines Koordinators übernehmen. 

    a)  Ziele des Vereins

    • Fördern der biologischen Vielfalt
    • Mehr Blüten in und um Diez
    • Mehr Aufmerksamkeit für die biologische Vielfalt. 


    b)  Maßnahmen 

    • Übernahme der Aufgaben des Koordinators
    • Erstellen des jährlichen Maßnahmenplans
    • Erfassung und Fortschreibung der Maßnahmen und Projekte in einer Maßnahmen- und Projektdatei in Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof
    • Planen, durchführen und finanzieren von Informationsveranstaltungen, Workshops und Exkursionen (Fachreferenten aus Wissenschaft und Praxis) mit Unterstützung und/oder im Auftrag der Stadt
    • Organisieren und finanzieren von Beratungen mit Unterstützung und/oder im Auf-trag/in Absprache mit der Stadt
    • Projekte initiieren und/oder finanziell fördern und realisieren (z.B. Blühflächen, Modellflächen zur Förderung der Biodiversität, die als Praxisbeispiele zum Nachahmen einladen) auch mit Unterstützung und/oder im Auftrag der Stadt
    • Beantragen von Fördermitteln bzw. deren Beantragung anregen, soweit erforderlich in Abstimmung mit der Stadt
    • Akquirieren von Spendengeldern
    • Allgemeine Unterstützung des städtischen, bürgerlichen, schulischen und land-wirtschaftlichen Engagments.
  • Anlage 1

    Öffentlichkeitsbeteiligung durch Interviews mittels eines Fragebogens mit offenen Fragen 

    In seiner Sitzung am 26.11.2020 beauftragte der Stadtrat mit einem einstimmigen Beschluss den Förderverein Blühende Lebensräume Diez, unter breiter Beteiligung von Verbänden, Vereinen, Institutionen, Initiativen, Schulen, Ausbildungsstätten, Kindergärten, engagierter Bürgerinnen und Bürger, des städtischen Bauhofs und natürlich auch der Stadtratsfraktionen ehrenamtlich und ohne Kosten für die Stadt Diez eine Biodiversitätsstrategie zu entwickeln. Weil wegen der Corona-Pandemie und der deshalb verordneten Kontaktrestriktionen Informationsveranstaltungen und/oder Workshops nicht durchgeführt werden konnten, wurden die Stadtratsfraktionen, Parteien, der Bauhof, Vereine und Organisationen mit Umweltbezug, Schulen und Kindergärten und die Bundespolizeiausbildungsstätte schriftlich befragt.

    Als Befragungsgrundlage diente zur Information eine Diskussionsgrundlage, die sich mit möglichen Inhalten einer Biodiversitätsstrategie für die Stadt Diez beschäftigte. Dazu wurden in einem Fragebogen offene Fragen gestellt. 

    Die Rückläufe wurden in einer Excel-Datei erfasst und ausgewertet. Die Ergebnisse sind in die vorgelegte Biodiversitätsstrategie Diez eingeflossen.  

    Die Diskussionsgrundlage, der Fragebogen, die Anschreiben der Stadtbürgermeisterin, die zurückgesandten Fragebögen und deren Erfassung in Excel-Dateien werden beim Förderverein Blühende Lebensräume e.V. vorgehalten und können bei Bedarf eingesehen werden.  

     
    Fragebögen versandt:Rückmeldungen:
    1. Stadtratsfraktionen, Parteien, Bauhof
    6
    5
    2. Schulen/Bildungseinrichtungen:
    7
    3
    3. Kindergärten
    7
    6
    4. Verbände, Vereine, Service-Clubs:
    28
    15
  • pdf-Version

Maßnahmenplan 2024

Dateiname Größe Datum
Maßnahmenplan 2024.pdf269,42 KB01.02.2024

Der Maßnahmenplan für das Jahr 2024 wurde in der Sitzung des Stadtrats am 25.01.2024 vorgestellt und von diesem zustimmend zur Kenntnis genommen. 


Ältere Maßnahmenpläne

Dateiname Größe Datum
Maßnahmenplan 2023.pdf58,41 KB19.12.2023
Maßnahmenplan 2022.pdf219,19 KB08.12.2022
Maßnahmenplan 2021.pdf230,43 KB15.12.2021
Biodiversitätsstrategie Schlussfassung.pdf998,35 KB24.08.2021


 



 
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