Aktuelles Objekt des Monats

    Juli 2025

    Tintengeschirr aus Fayence, 1840

    Das Briefeschreiben mit Tinte war in früheren Jahrhunderten ein aufwendiger Vorgang. Da es noch keine Füller als kompakte Verbindung von Feder und Tinte gab, musste die Tinte in einem offenen Gefäß vorgehalten werden. Darin wurde das Schreibwerkzeug – Gänse-, Rohr- oder Stahlfeder – in regelmäßigen Abständen eingetaucht. Es nahm dabei oft zu viel Tinte auf und neigte dann zum Kleckern. Um die entstehenden Flecken zu begrenzen, stellte man feinen Löschsand zum Aufstreuen auf das Papier bereit. Er saugte die überschüssige Tinte auf und wurde dann wieder entfernt.

    Da man zum Schreiben mehrere Hilfsmittel benötigte, lag es nahe, diese gemeinsam bereitzuhalten und dabei Vorsorge zu treffen, dass das Tintenfässchen nicht umfallen konnte und die Schreibfeder nicht offen herumlag. So bildete sich spätestens im 17. Jahrhundert das „Tintengeschirr“ als standfeste Halterung von Tintenfässchen, Löschsandbehälter und Federhalter heraus. Die Löschsanddöschen ähneln meist einem Salzstreuer mit trichterförmiger Krempe. Sie mussten den Sand leicht herausrieseln lassen und umgekehrt das einfache Befüllen und die Aufnahme des benutzten Löschsands ermöglichen.

    Tintengeschirre waren nur in Haushalten zu finden, in denen regelmäßig geschrieben wurde. Sie waren bürgerliche und großbürgerliche Gegenstände. Ihre Gestaltung folgte den aktuellen stilistischen Moden, was es leicht macht, die Entstehungszeit einzelner Exemplare einzugrenzen. Das ausgestellte Beispiel aus den Sammlungen der Stadt Diez besteht aus crèmeweißer Fayence. Es hat die Form einer biedermeierlichen Schubladenkommode, in deren Platte die zylindrischen Behälter für Tinte und Sand eingehängt sind. Zwei Löcher ermöglichen das Aufstecken der Federhalter.  

    Laut zugehöriger Inventarkarte wurde dieses Tintengeschirr im Jahr 1840 von der Weilburger Fayencemanufaktur Wimpf hergestellt und stammt aus dem Besitz des Privatgelehrten und ehemaligen Diezer Bürgermeisters Robert Heck. Da es keine Gebrauchsspuren hat, dürfte es sich um ein reines Sammel- und Dekorationsobjekt handeln. Es gehört zu einer Sammlung von Weilburger Fayencen, die hauptsächlich aus Tellern, Schüsseln Terrinen, Saucièren und ähnlichem Gebrauchsgeschirr besteht. Ein Teil davon ist dauerhaft im Museum im Grafenschloss Diez ausgestellt.



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