September 2024
Roher Lahnmarmarmor, polierte Lahnmarmorplatte und einzelnes Fossil aus Villmar, Mittleres Devon
Seit der Neuzeit, vor allem seit dem Barockzeitalter, erfreut sich der als „Lahnmarmor“ bezeichnete Kalkstein unserer Region großer Beliebtheit. Er kommt am südöstlichen Rand des Rheinischen Schiefergebirges vor und spielte in manchen Lahngemeinden, vor allem in Villmar, Schupbach, Diez und Balduinstein, eine große wirtschaftliche Rolle.
Seine Beliebtheit verdankt der Lahnmarmor den in ihm enthaltenen Fossilen. Im Zusammenspiel mit natürlichen Mineralpigmenten ergeben ihre Strukturen im geschnittenen und polierten Stein ein lebhaftes Farb- und Formenspiel. Auf geschliffenen Platten ist es oft leicht, die darin enthaltenen Fossilien zu identifizieren. Man blickt auf die innere Struktur von Stromatoporen, Seelilien, Brachiopoden, Kopffüßern, Muscheln, Schnecken, Korallen und Trilobiten. Oft sind es nur Bruchstücke. Sie alle waren vor rund 380 Millionen Jahren die Bewohner von flachen tropischen Riffen und trugen mit ihren Schalen und Gehäusen zur Bildung des Gesteins bei.
Es ist kaum möglich, einzelne Fossilien aus gut erhaltenem Lahnmarmor herauszupräparieren. Sie sind durch feine Kalzitkristalle fest mit dem restlichen Gestein verbunden. Durch fortschreitende Verwitterung aber können sich Fossilien von selbst herauslösen. Ein im September gezeigtes Beispiel dafür ist das unscheinbare gebogene Gehäuse eines Kopffüßers (Cephalopoden), einem Verwandten der heutigen Tintenfische. Zum Vergleich ist es einem gleichartigen, angeschnittenen Fossil in einer rötlichem Lahnmarmorplatte gegenübergestellt. Kopffüßer mit gebogenen und geraden Gehäusen waren häufige Lebewesen in der Devonzeit. Es handelte sich um meist räuberisch lebende, schwimmfähige Arten. Ihr in Kammern unterteiltes Gehäuse ermöglichte das beliebige Befüllen mit Gas oder Wasser – um ohne Anstrengung auf- und abzutauchen wie ein U-Boot.
Die Steine stammen aus dem Villmarer Steinbruch Bongard und sind eine freundliche Leihgabe des Lahn-Marmor-Museums in Villmar. Wie das Museum im Grafenschloss, ist es Mitglied im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus.