Ansicht des Kölner Doms, Radierung von Rudolf Fuchs, gewidmet 1966

    April 2019


    Zusammen mit einem Buch und weiteren Grafiken von der Hand des Diezer Grafikers und Malers Rudolf Fuchs erhielt das Museum im Grafenschloss kürzlich eine wahrscheinlich 1944 ausgearbeitete, 1966 gedruckte und kolorierte Radierung mit der Darstellung des Kölner Doms geschenkt. Sie ist dem Ehepaar Classé gewidmet, der Tante und dem Onkel der Schenkerin, Frau Dr. Friederike Euler in München. Frau Classé stammte aus Köln.

    Auf dem ziemlich großen Blatt ist der Dom nicht als Ganzes zu sehen. Von einem sehr nahe am Mauerwerk der Südseite gelegenen Standpunkt aus führt der Blick über viele Details des Langhaus-Strebewerks hinweg bis zur Rückansicht der monumentalen Türme. Erst deren charakteristische Form verrät, um welches Bauwerk es sich handelt. Vor ihnen aber dominiert der Blick auf die Unzahl der gotischen Fialen, Strebebögen, Krabben, Nonnenkopf-, Drei- und Vierpassmotive. Es ergibt sich der Eindruck des unfasslichen, übermenschlich Riesenhaften und Komplexen. Im Stil der Darstellung klingt als flimmernder, unruhiger Stil des subjektiven Momenteindrucks noch der Impressionismus des späten 19. Jahrhunderts durch. Für Fuchs, der wenig mit den in seiner Jugendzeit aufkommenden Kunststilen der Moderne anfangen konnte, war dies der letzte Stil, den er noch nicht als „Verfall‟ ansah.

    Vielleicht war Rudolf Fuchs mit Goethes schwärmerischer Frühschrift „Von deutscher Baukunst‟ vertraut, die dem Baumeister des Straßburger Münsters, gewidmet ist. In dem Aufsatz ist die Rede von dem ungeheuren Mauerwerk, das aufsteigt „gleich einem hocherhabnen, weitverbreiteten Baume Gottes, der mit tausend Ästen, Millionen Zweigen und Blättern wie der Sand am Meer ringsum der Gegend verkündet die Herrlichkeit des Herrn, seines Meisters.‟

    Rudolf Fuchs hatte eine starke, auch mystische, Bindung an den Kölner Dom, die u. a. in seinem späten autobiografischen Buch „In der Abendröte‟ zum Ausdruck kommt. Darin schreibt er zur Aufgabe, dieses Bauwerk zu zeichnen: „Die Einzelteile verschmolzen immer miteinander und mußten doch beim Zeichnen herauszulösen sein, wollte man keinen Pfusch machen.‟


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