Merowingischer Kreuzanhänger, 6. bis 7. Jahrhundert

    August 2010

    Bei Schachtarbeiten im Diezer Stadtgebiet wurde 1959 in einer Brandschicht ein unscheinbares Kreuz aus Bronze gefunden. Durch Hitzeeinwirkung sind die Arme des Kreuzes leicht verbogen. Wie aus einer Öse am oberen Ende zu sehen ist, wurde es wohl als Anhänger an einem Halsband oder einer Halskette getragen. Reste einer ehemals vollständigen Vergoldung lassen den Schluss zu, dass der Kreuzanhänger zu seiner Zeit ein wertvolles Schmuckstück war.

    Seine Gestaltung wirkt aus heutiger Sicht etwas seltsam für ein christliches Kreuz: Die etwa gleichlangen, im Querschnitt halbrunden Arme sind mit eingeschnittenen Querrillen verziert und enden in grotesken Tierkopfmotiven. Es handelt sich um vier jeweils gleiche, flache Tierköpfe mit großen Augen, Augenbrauen, flacher Nase mit großen Nüstern und einem froschartigen Maul. Hinter den Augen sind Haare in Form von Längsrillen angedeutet. Eine solche „zoomorphe“ Dekoration ist für die Zeit der Entstehung des Kreuzes nicht ungewöhnlich. An vielen anderen Schmuckstücken des 6. bis 7. Jahrhunderts findet man eine ähnliche dekorative Gestaltung, so dass sich auch dieses Exemplar grob jener Zeit zuordnen lässt. Damals spielte sich die Christianisierung der fränkischen Stämme ab, eine Phase, in der heidnische Vorstellungen und Bräuche allmählich vom Christentum verdrängt oder in christliche Ausdrucksformen integriert wurden. Auch künstlerische Dekorationsmotive heidnischen Ursprungs wie die Tierköpfe wurden auf diesem Weg unverändert in christliche Darstellungen übernommen.

    Der Diezer Kreuzanhänger ist das in weitem Umkreis früheste erhaltene christliche Kreuz. Er ist seit einigen jahren als Dauerleihgabe im Limburger Diözesanmuseum ausgestellt und dort eines der ältesten Exponate.


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