Pyromorphit, „Grünbleierz‟ aus Bad Ems

    September 2017

    Zu unserer Mineralienausstellung steuert das Museum Wiesbaden unter anderem zwei prächtige Pyromorphit-Stufen aus seinen Magazinbeständen bei. Es handelt sich um Stücke aus einer Bad Emser Grube, die möglicherweise schon in der Zeit des Herzogtums Nassau nach Wiesbaden gelangt sind.

    In der Emser Region wurde vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert reger Bergbau auf die Blei- und Zinkerze des „Emser Gangzugs‟ betrieben, deren Nebenprodukt das für die Münzherstellung bedeutende Silber war. An der Metallgewinnung vorbei gelangten nur wenige, ausgesucht schöne Mineralstufen aus den Gruben in öffentlichen oder privaten Besitz. Dazu gehörten spektakuläre Exponate des Bleiphosphats Pyromorphit. Dieses Mineral kann in unterschiedlichen Farben und Formen vorkommen: braun, bläulich, gelblich, grün, nadelförmig, kugelig oder säulig. Unter Sammlern besonders begehrt ist die Form des „Grün- und Braunbleierzes‟ mit sechskantigen Kristallen. Im Emser Gangzug kamen leicht bauchige, oft gebogene Kristalle der grünlichen Variante vor, die wegen ihres Aussehens als „Emser Tönnchen‟ bekannt wurden. Das ausgestellte Stück gehört zu dieser Erscheinungsform.

    Bleiminerale, wie Pyromorphit, Galenit oder Anglesit, sind oft als Kristallstufen in Sammlungen ästhetisch sehr ansprechend. Beim Abbau, der Aufbereitung und Verhüttung aber führten sie in der Vergangenheit zu mitunter beträchtlichen Umweltschäden. Ursache ist das giftige Blei selbst, aber auch die frei werdenden Schwefel- und Chloranteile der Verbindungen, außerdem Beimengungen weiterer, giftiger Schwermetalle. Nicht zuletzt aus diesen Gründen wurde die Förderung und Primärverhüttung von Bleierz in Deutschland weitgehend aufgegeben. Die Bad Emser Gruben liegen schon seit 1945 still, so dass wohl keine weiteren „Emser Tönnchen‟ in der alten Qualität mehr ans Tageslicht kommen werden.


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