Schreibgarnitur aus Lahnmarmor, verm. 1930er bzw. 40er Jahre

    Oktober 2018

    Zu einer Schenkung mehrerer Gegenstände von Seiten der ehemaligen Freiendiezerinnen Angelika Jansen und Friederike Bartel gehört eine mehrteilige Schreibgarnitur aus Lahnmarmor. Bestandteile sind zwei auf einer Ablageplatte montierte Tintenfässchen mit Deckel, eine Löschwiege, ein Briefbeschwerer und ein Aschenbecher – alles in allem ein nützliches, präzise gearbeitetes und dekoratives Ensemble.

    Nach Auskunft des Lahn-Marmor-Museums in Villmar ist der verwendete Stein die in Gaudernbach geförderte Sorte „Brunhildenstein‟. Hergestellt wurde die Garnitur sehr wahrscheinlich von Dyckerhoff & Neumann. Zum Sortiment der in Villmar von 1892 bis 1979 aktiven Firma gehörten neben geschnittenen und geschliffenen Platten aus verschiedenen Lahnmarmorsorten auch zahlreiche aus diesem Material gefertigte Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände.

    Im Falle der häufig produzierten Schreibtischgarnituren ist die praktische Nützlichkeit meist mit der Neigung zum Repräsentativen verbunden. Eine gravitätische marmorne Garnitur war ein wichtiger Bestandteil eines soliden, gut ausgestatteten Schreibtischs, wobei im Falle des ausgestellten Beispiels der Aschenbecher verrät, dass es ein Herrenschreibtisch war. Und dieser bildete das Zentrum eines Direktorenbüros oder Herrenzimmers und war damit Teil einer Inszenierung patriarchaler Bedeutsamkeit. Hier wurde nachgedacht und korrespondiert, hier wurden Entscheidungen gefällt und Verträge unterzeichnet, von denen das Wohlergehen und das Ansehen einer Firma und einer bürgerlichen Familie abhängig sein konnte.

    Das ausgestellte Exemplar wurde von Friedrich Scheid aus Niederneisen / Freiendiez unter anderem für ehrenamtliche Verwaltungsaufgaben genutzt. Im Haus der Familie stand der zugehörige, kunstvoll gearbeitete Schreibtisch im Wohnzimmer und war für diesen Standort etwas zu groß geraten.


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