Das Oranierjahr 2011

Das Jahr 2011 war aus Anlass des 300. Todestags Wilhelm Frisos zum Oranierjahr ausgerufen worden. Hierzu war eine eigene Homepage entstanden:

oranierjahr-diez.de.

Deren Inhalte finden Sie nachstehend:

  • Historisches

    Nassau und Oranien 

    In den Niederlanden scheint bei Großveranstaltungen mitunter fast alles in Orange getaucht, in die Farbe von Oranien, die zur Nationalfarbe wurde.

    Niederlande in Orange

    Schon das lässt erkennen, dass in der niederländischen Bevölkerung die Namen Oranien und Nassau noch feste Größen sind. Das Königshaus Oranien-Nassau geht in direkter Linie auf Johann Willem Friso von Nassau-Diez (1687-1711) zurück, der 1702 den Titel Prinz von Oranien erbte und die jüngere Linie von Nassau-Oranien gründete.

    Johann Willem Friso von Nassau-Oranien (1687-1711)

    Im Königlichen Wappen ist der Nassauische Löwe und in der Nationalhymne wird der 1533 in Dillenburg geborene und 1584 bei Delft ermordete "Wilhelmus von Nassauen', Prinz von Oranien, als Freiheitskämpfer und "Vater des Vaterlandes' gerühmt.

    Wilhelm von Oranien-Nassau

    In Deutschland dagegen haben die Namen Nassau und Oranien fast nur noch historische Bedeutung. Das bis ins 12. Jahrhundert zurückgehende bedeutende Geschlecht der von Nassau ist erloschen. Ein deutsches Territorium oder Land Nassau gibt es nicht mehr. Das 1743 aus Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg mit Beilstein, Nassau-Siegen und Nassau-Hadamar gebildete Nassau-Oranien zerbrach 1803. Nassau-Dien wurde Teil des neuen Herzogtums Nassau Das wiederum wurde 1867 dem Königreich Preußen einverleibt und bildete mit Hessen die neue preußische Provinz Hessen-Nassau. Ausgenommen die noch bestehende Evangelische Landeskirche Hessen-Nassau ist dies die letzte offizielle namentliche Bezeichnung eines deutschen Gebietes mit Nassau, denn 1945/1947 wurde mit dem Freistaat Preußen auch die Provinz Hessen-Nassau aufgelöst und den neuen Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz eingegliedert.

    Heute gibt es noch einige Orte mit Namen Nassau, darunter Nassau an der Lahn mit der Burg, nach der sich ab dem 12. Jahrhundert die Grafen von Nassau benannten - geblieben ist zudem ein historisches Interesse an Nassau. Gepflegt wird es in den Nassauischen Historischen Vereinen und bekundet sich in Bezeichnungen wie "das Nassauer Land" oder "die Nassauer".

    Die Stadt Diez und das Oranierjahr 2011: Anlass und Zeit
    Wie mit Nassau ist in der Stadt Diez solch historisches Bewusstsein noch eng verknüpft mit Oranien. jenem souveränen Fürstentum Orange in Südfrankreich, das 1530 an Nassau-Breda. 1544 an Nassau-Dillenburg und 1702 mit dem Titel Fürst von Oranien an Nassau-Diez fiel, das sich fortan Nassau-Oranien nannte.

    Wappen Wilhelm I. aus Schlosskapelle

    1544 hatte Wilhelm I. der Schweiger (1533-1584) mit Zustimmung Kaiser Karls V. das Fürstentum Oranien mitsamt den nassauischen Gütern in den Niederlanden von seinem kinderlos verstorbenen Vetter de Châlon-Orange (1519-1544) geerbt. Wilhelm I. der Schweiger ist der Begründer der bald mächtigen niederländischen Linie Oranien-Nassau. Letzter Spross dieser einflussreichen und europaweit verzweigten Dynastie war der 1702 kinderlos verstorbene Wilhelm III. von Oranien-Nassau, Statthalter der Niederlande und seit 1689 König von England, Testamentarisch hatte er seinen Verwandten Johann Willem Friso von Nassau-Diez zum Universalerben bestimmt.

    Diese Verfügung stieß auf den heftigen Widerstand von König Friedrich I. von Preußen (1657-1713), löste heftigen Erbstreit aus und endete schließlich mit einem Vergleich.

    König Wilhelm III. v. Oranien-Nassau (1650-1702)

    Auf der Reise zur Beilegung dieses Konfliktes verunglückte Fürst Johann Wittern Frso am 14. Juli 1711 tödlich beim Überqueren der Nordseebucht Hollands Diep.

    Stich vom Unfall

    Zum Gedenken an ihren verstorbenen Sohn ließ Fürstin Henriette Amalie von Nassau-Dies (1666-1726) den Frisobrunnen in Dies errichten, wo sie seit 1709 mit sechs ihrer Töchter in Schloss Oranienstein wohnte.

    Frisobrunnen

    Das Bewusstsein ihrer historischen Verbundenheit zu Nassau und Oranien ist der Stadt Diez Anlass, das 300. Todesjahr von Johann Willem Friso 2011 als Oranierjahr zu begehen. Sinn und Ziel der verschiedenen Veranstaltungen dieses Jahres ist: die gemeinsame Geschichte der Grafschaft und Stadt Diez mit Nassau, mit Oranien und mit den Niederlanden vertieft in Erinnerung zu bringen historisch gewachsene Verbindungen weiter zu beleben über Grenzen hinaus neue Anknüpfungen zu schaffen.

    Historischer Überblick

    Wie gelangte Nassau an die Grafschaft Diez?

    Die einst reiche und bis ins 10 Jahrhundert zurückgehende Grafschaft Diez, oft in Konkurrenz mit den nach Expansion drängenden Grafen von Nassau. verlor im 14. Jahrhundert mehr und mehr an Bedeutung und zerfiel. Die Hauptnutznießer dieser Schwäche waren: das benachbarte geistliche Kurfürstentum Trier, das durch Verpfändungen 1362 ein Viertel der Grafschaft Diez erhielt; die seit 1255 in zwei Linien geteilten Grafen von Nassau. Die walramische Linie hatte ihre Besitzungen links der Lahn bis Wiesbaden und die ottonische Linie die Gebiete rechts der Lahn mit Dillenburg, Hadamar und Siegen, 1355 fiel ein weiterer Teil der Grafschaft Dies an Graf Johann I von Nassau-Weilburg; 1386 erlosch mit deren Tod von Graf Gerhard VII. die Grafschaft Diez im männlichen Stamm. Über die Heirat mit Gräfin Jutta von Dies gelangte alles, was von der Grafschaft noch übrig geblieben war, an Nassau-Dillenburg.

    Grafenburg Diez

    Die seitdem bestehende Gemeinherrschaft, erweitert noch durch Herrschafts- und Besitzanteile der Herren von Eppstein und Grafen von Katzenelnbogen, dauerte bis Mitte des 16. Jahrhunderts. 1557 verzichtete der Landgraf von Hessen auf seine Besitzansprüche auf die Grafschaft Diez, die er 1479 nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen geerbt hatte 1 Familienvertrag Bald nach dem Einigungsvertrag mit Hessen schloss 1557 Graf Wilhelm der Reiche von Nassau-Dillenburg (1516-1559) mit seinen Söhnen einen Familienvertrag: Wilhelm I. der Schweiger von Oranien-Nassau verzichtete darin auf die ihm zustehende Hälfte jener Gebiete, die gerade von Hessen angefallen waren: Johann Vl. dem Älteren wurden Nassau-Dillenburg und drei Viertel Anteil an der Grafschaft Diez zugesprochen.

    Wilhelm der Reiche (1516-1559), Wappen Schlosskapelle

    Graf Johann VI. der Ältere von Nassau-Dillenburg (1536-1606)
    Nach dem Tod seines Vaters Wilhelm 1559 trat Johann VI. seine Herrschaft an. Während seiner Regentschaft fielen für die Grafschaft Diez zwei besonders einschneidende Entscheidungen.

    Graf Johann VI. der Ältere von Nassau

    Der Vertrag von Diez 1584 Am 27. Juli 1564 unterzeichneten im Diezer Grafenschloss Graf Johann VI. d. A. und der Trierer Kurfürst-Erzbischof Johann von der Leyen (1556-1567) einen Vertrag, der das Kondominium endgültig beendete. Kurtrier verzichtete auf seinen Herrschaftsanteil an der Grafschaft Diez. Als Gegenleistung erhielt es die Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Meuth, Salz und Lindenholzhausen sowie Dorf und Stift Dietkirchen. Sie waren fortan kurtrierisch. Die anderen Kirchspiele der Grafschaft Diez, darunter die Stadt Diez und Freiendiez mit den Filialen Birlenbach und Fachingen, gehörten jetzt uneingeschränkt zu Nassau-Dillenburg.

    Diez mit Grafenburg

    Für die bisher bikonfesssionelle Grafschaft und die Untertanen hatte der Diezer Vertrag weitreichende Konsequenzen. Sie wurden jetzt auf eine Konfession verpflichtet. In Anlehnung an den Augsburger Reichsreligionsvertrag von 1555 führte Graf Johann VI. d A. als protestantischer Landesherr die Reformation ein, und zwar gemäß dem lutherischen Bekenntnis. in dem er selbst erzogen worden war. Als sich sein älterer in den Niederlanden regierender Bruder Wilhelm I. der Schweiger von Oranien-Nassau 1568 dem calvinischen Bekenntnis anschloss, entschied sich auch Johann VI. d. A. zu diesem Konfessionswechsel. Er verpflichtete im Anschluss an die Dillenburger Generalsynode von 1578 seine nassauischen Untertanen zur Annahme der vom calvinischen Theologen Christoph Pezel (1539-1604) verfassten reformierten Bekenntnisschrift.

    Die Teilung von 1597
    Ab 1574 lag das deutsche Herrschaftsgebiet der ottonischen Grafen von Nassau insgesamt in der Hand von Johann VI. d. Ä. Es zählte etwa 50.000-55.000 Einwohner, darunter 1.100 Haushalte in der Grafschaft Diez, war um 1600 fast einheitlich calvinisch und wurde von Dillenburg aus verwaltet. In Diez übten Beamte im Auftrag des Grafen verschiedene Regierungs- und Verwaltungsfunktionen aus. Bestimmend für die Zukunft der nassauischen Lande wurde die 1597 von Graf Johann VI. d. Ä. testamentarisch festgelegte Verfügung, das nassauische Territorium unter seine fünf Söhnen aufzuteilen. Danach erhielt Wilhelm Ludwig (1560-1620) Nassau-Dillenburg Johann der Mittlere (1561-1638) Nassau-Siegen Georg (1562-1623) Nassau-Beilstein Johann Ludwig (1590-1653) Nassau-Hadamar Ernst Casimir (1573-1632) Nassau-Diez. Die Verfügung trat mf dem Tod Johanns VI d Ä 1606 in Kraft. Die Linie Nassau-Diez Ernst Casimir (1573-1632): Begründer der Linie Nassau-Diez 1607 heiratete Ernst Casimir die Prinzessin Sophie Hedwig von Braunschweig-Lüneburg (1592-1642). Beider Lebens- und Tätigkeitsbereich lag in den Niederlanden. 1620 wurde er als Nachfolger seines in Leeuwarden verstorbenen Bruders Wilhelm Ludwig Statthalter von Friesland und 1625 auch Statthalter von Groningen und Drenthe. Er war enger Gefolgsmann seines Vetters Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau (1584-1647), seit 1625 Statthalter der Vereinigten Niederlande Gestorben ist Ernst Casimir am 2 Juni 1632 bei der Belagerung von Roermond.


    Ernst Casimir von Nassau-Diez

    Sein Sohn Heinrich Casimir I, (1612-1640) wurde Nachfolger in der Grafschaft Nassau-Dies und Statthalter für Friesland, Gronigen und Drenthe. Gleich seinem Vater lebte er in den Niederlanden. Wohl nur als Kind hatte er 1617 einmal gemeinsam mit seiner Mutter Sophie Hedwig Dies besucht. Die dortigen Regierungs- und Verwaltungsgeschäfte übten seit 1607 Amtmänner aus, so Dr. Hermann Schild, unter dem 1610 als Verwaltungsgebäude die Rezeptur bzw. das Domänenrentamt vor dem Grafenschloss errichtet wurde, und seit 1617 Dr. Martin Naurath. r Die Regentin Sophie Hedwig (1592-1642) Gleich nach Regierungsantritt übertrug Graf Heinrich Casimir I. die Regentschaft für Nassau-Diez seiner verwitweten Mutter Sophie Hedwig. 1633 kam sie nach Diez und nahm für einige Zeit im Grafenschloss ihren Wohnsitz. 

    Prinzessin Sophie Hedwig von Nassau Diez

    Es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Mehrfach wurde Diez heimgesucht: 1633 von schwedischen Truppen, 1634 von kaiserlich-spanischen Truppen und 1635 von der Pestkrankheit. Sophie Hedwig, die Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel und der dänischen Königstochter Elisabeth, war eine kluge und couragierte Frau. Sie tat viel, um Diez vor Schäden zu schützen. Die Regentin zeigte starkes soziales Engagement. Sie starb im Januar 1642 in ihrer niederländischen Residenz zu Arnheim. In Diez blieb sie unvergessen. Seit 1996 trägt das Sophie-Hedwig-Gymnasium ihren Namen.

    Graf Heinrich Casimir I. starb 1640 an schweren Verletzungen, die er in der Schlacht bei Hulst erlitten hatte.

    Fürst Wilhelm Friedrich von Nassau-Diez (1613-1664) Die Nachfolge als Graf von Nassau-Diez und Statthalter von Friesland trat sein jüngerer Bruder Wilhelm Friedrich an. Auch er residierte in den Niederlanden In der brisanten machtpolitischen Auseinandersetzung zwischen den einflussreichen Patrizier- und Stadtregentenfamilien und dem Statthalter der Niederlande Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau hielt er sich im Hintergrund. Erst als 1647 dessen Sohn Wilhelm II. von Oranien-Nassau (1626-1650) als Nachfolger seines verstorbenen Vaters Statthalter der Niederlande wurde und bald in heftige Kontroversen mit den Regenten geriet, trat er offen auf dessen Seite, Die Verbindung zu Wilhelm II. wurde nach enger durch die Heirat von Wilhelm Friedrich 1652 mit dessen Schwester Albertine Agnes von Oranien-Nassau (1624-1696).

    Fürst Wilhelm Friedrich von Nassau-Diez (1613-1664)

    Die republikanisch gesinnten Regenten standen den Oraniern feindlich gegenüber, weil diese immer mächtiger und dominanter wurden. Die Stadtregenten waren nicht nur sehr einflussreich in Amsterdam und in der Provinz Holland, sie übten auch großen politischen Einfluss aus. Nicht zuletzt ihnen ist es zuzuschreiben, dass der unter Wilhelm dem Schweiger begonnene Achtzigjährige Krieg ein Ende fand und die Republik der Vereinigten Niederlande 1648 auf dem Westfälischen Friedenskongress zu Münster die Unabhängigkeit erlangte.


    Westfälischer Friedensvertrag

    Als Wilhelm II. von Oranien-Nassau 1650 an den Pocken starb, erreichten die Regenten. dass kein Statthalter nachfolgte. Ihr Wortführer Johann de Witt, seit 1653 Ratspensionär, schaffte 1667 das Amt des Statthalters sogar ganz ab, eine gegen die Oranier gerichtete politische Entscheidung, die jedoch nach der Ermordung de Witts 1672 wieder zurückgenommen wurde. Diese politischen Veränderungen hat Wilhelm Friedrich von Nassau-Diez, seit 1652/1654 mit den anderen nassauischen Grafen der ottonischen Linie vom Kaiser in den Reichsfürstenstand erhoben, nicht mehr erlebt. 1664 starb Wilhelm Friedrich von Nassau-Diez in Leeuwarden an Verletzungen, die er sich beim Reinigen seiner Pistole zugezogen hatte. Die Regentin Albertine Agnes (1624-1696) Fürst von Nassau-Diez und Statthalter von Friesland und Drenthe wurde 1664 der noch minderjährige Heinrich Casimir II. 1657-1696). Die Regentschaft führte für ihn seine Mutter Albertine Agnes. Dabei konzentrierten sich ihre Aktivitäten bis 1679 vornehmlich auf die Niederlande, wo sie auch wohnte.

    Albertine Agnes

    Mehrfach besuchte sie allerdings auch Diez und setzte dort positive Akzente. Auf sie gehen die Pläne und Entwürfe des Schlosses Oranienstein als möglichen weiteren Witwensitz zurück. Als Baugelände kaufte Albertine Agnes das Gelände der ehemaligen und zerstörten Benediktinerinnenabtei Dirstein, bis 1681 war das Schloss weithin fertiggestellt. Unter der Regentin Albertine Agnes wurden erste Planungen einer Stadterweiterung verwirklicht. Es wurden verschiedene Land-, Schul- und Kirchenordnungen und eine Judenordnung erlassen. Auch der erste Landphysicus für die Grafschaft Nassau-Diez wurde eingesetzt. Als Enkelin der Hugenottin Louise de Coligny (1555-1620) traf es sie hart, dass König Ludwig XIV. von Frankreich 1685 das Edikt von Nantes aufhob. Viele Hugenotten verließen daraufhin Frankreich. Das führte in Diez zu Überlegungen, französische Emigranten als Bürger aufzunehmen.

    Die Linie Nassau-Oranien(-Diez) 1683 hatte Heinrich Casimir II. in Dessauseine Cousine Henriette Amalie (1666-1726) geheiratet. Sie war eine Tochter von Fürst Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693) und der Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637-1708), einer Schwester von Albertine Agnes.

    Heinrich Casimir II. von Nassau-Diez

    Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor:

    Willem Georg Friso (1685-1686)
    Henriette Albertina (1686-1754)
    Johann Willem Friso (1687-1711)
    Maria Amalie (1689-1771)
    Sofia Hedwig (1690-1734)

    1708 kurz verheiratet mit Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, dann geschieden Isabelle Charlotte (1692-1757), seit 1725 verheiratet mit Christian von Nassau-Dillenburg Johanna Agnes (1693-1765) Louise Leopoldina (16951758) Henriette Casimira (1696-1738) sowie fünf weitere Töchter. Sieben der neun Kinder wurden in Leeuwarden geboren und zwei in Den Haag. Bereits das zeigt den engen Bezug der Familie zu den Niederlanden. Beigesetzt wurden Henriette Amalie (Sarkophag) und fünf ihrer Töchter (Fürstengruft) in der Stiftskirche zu Diez.


    Jan Volders: Amalie von Anhalt, Fürstin von Nassau-Dies im Kreise ihrer Kinder

    Albertine Agnes starb im Mai 1696 in Leeuwarden. Zwei Monate vor ihr war dort auch ihr Sohn Heinrich Casimir II. von Nassau-Diez gestorben. Die Regentin Henriette Amalie (1666-1726) Beim Tode des Vaters 1696 war der Nachfolger Johann Willem Friso neun Jahre alt. Für ihn übernahm seine Mutter Henriette Amalie die Regentschaft sowohl in den Niederlanden als auch in Nassau-Diez. Trotz vieler Verpflichtungen vor Ort richtete sich ihr Blick auch immer wieder nach Diez.

    Henriette Amalie von Nassau-Diez (1666-1726)

    Mehrere wesentliche Veränderungen in der Grafschaft und Stadt Diez gehen auf sie zurück: den Umbau von Schloss Oranienstein 1697 ließ sich Henriette Amalie von ihrem Schwager Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach Schloss Oranienstein abtreten, das diesem nach dem Tod von Fürstin Albertine Agnes als Erbe zugefallen war. Zwischen 1704 und 1709 baute sie es nach Plänen des französischen Stararchitekten Daniel Marot zu einem fünfflügeligen barocken Schloss um. Es erhielt eine prachtvolle Innenausstattung und eine barocke Gartenanlage. Dieses Schloss bezog im Mai 1709 Henriette Amalie mit sechs ihrer Tochter. Den äußeren Anlass dazu bot die Hochzeit ihres Sohnes Johann.


    Schloss Oranienstein

    Die Diezer Neustadt
    Zwischen 1704 und 1707 wurde der Stadtbereich erheblich erweitert. Die Neustadt— rechts und links der grachtenähnlich eingefassten Aar—wurde gemäß den Vorgaben niederländischer Städtebauplaner und nach strengen Bau- und Hygienevorschriften errichtet Es wurden der Marktplatz, der Oberplatz und Straßen neu angelegt und bis 1707 die drei heute noch erhaltenen Brücken über die Ahr gebaut. Die Neustadt und die zu Beginn des 18. Jahrhunderts einsetzende Zuwanderung waren belebende Elemente für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation von Diez, das sich zu einer blühenden Handelsstadt entwickelte.


    Diez, Erlass 1704 (links) und Stadtplan Diez 1745


    Diez, Plan Neustadt um 1706


    Brücken über die Lahn und die Aar, Diez um 1810

    Beginnende konfessionelle Toleranz
    1700 nahm die fast rein reformierte Grafschaft Diez gleich den anderen protestantischen Ländern des Reiches den Gregorianischen (päpstlichen) Kalender an. Diese Gleichschaltung des Kalenders hatte hohen praktischen Wert und lässt auf eine beginnende konfessionelle Toleranz schließen. Konkret auf eine solche konfessionelle und mentale Veränderung wies hin, dass die Regentin 1699 erklärte, in Diez Waldenser aufzunehmen_ Hinter dem — von den Glaubensflüchtlingen jedoch nicht angenommenen — Angebot stand das Bestreben. Neubürger nach Diez zu holen. Erfolg dagegen hatte der Erlass vom 12. Dezember 1704. der Neubürgern lutherischen Glaubens Duldung und Privilegien gewährte und das Recht, eine eigene Kirche mit Friedhof, Schule und Pfarrhaus zu bauen. Die 1707 am Fuße des Gucken Bergs fertiggestellte lutherische St. Michaelkirche ist die heutige katholische Herz-Jesu-Kirche.


    Stadtbild 1865

    Ablösung von Henriette Amalie als Regentin
    1711 Eine herbe Zäsur im Leben und in der Regentschaft von Fürstin Henriette Amalie war der Tod ihres Sohnes Johann Willem Friso am 14. Juli 1711. Der jung verstorbene Fürst hinterließ eine minderjährige Tochter und eine schwangere Frau. Sieben Wochen nach dem Tod des Vaters wurde der Erbsohn und Nachfolger Wilhelm IV von Nassau-Oranien am 1_ September 1711 in Leeuwarden geboren: er starb 1751.

    Marie Louise von Nassau-Oranien

    Die Regentschaft für Wilhelm IV. als Statthalter in Friesland übernahm bis 1731 seine Mutter Marie-Luise, Heftig umstritten war dagegen die Vormundschaft und die Regentschaft für Diez. Sie wurde dem Großvater Landgraf Karl von Hessen-Kassel (1554-1730) übertragen, was einen lange anhaltenden Konflikt mit Henriette Amalie auslöste. Obwohl nicht mehr Regentin, wurde ihr und ihren Töchtern zugestanden, bis zu ihrem Tod in Schloss Oranienstein zu wohnen Henriette Amalie starb am 18. April 1726 in Schloss Oranienstein und wurde in der Stiftskirche beigesetzt. 1727 wurde sie in den vom Steinhauer Wilhelm Schwind von Diez und dem Bildhauer Josef Betz von Koblenz geschaffenen und 2010 gründlich restaurierten prachtvollen Marmorsarkophag umgebettet.


    Stiftskirche

    Fünf ihrer Töchter starben ebenfalls in Schloss Oranienstein, als letzte 1771 Prinzessin Maria Amalia_ Sie alle erhielten ihre Grabstätte in einem Seitenarm der Stiftskirche Die spätere Verlegung dieser Sarge in die neu errichtete "Fürstengruft" der Stiftskirche zeigte so negative Folgen, dass es dringend erforderlich wurde, 2011 weitgehende Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.

    Nutzung des Schlosses Oranienstein bis heute
    Als bis 1743 unter Fürst Wilhelm IV. die nassauischen Linien Dillenburg, Diez, Hadamar, Beilstein und Siegen noch einmal vereinigt waren und das Fürstentum Nassau-Oranien bildeten, verlor Schloss Oranienstein seine politische Bedeutung. 1742 wurde die fürstliche Verwaltung nach Dillenburg und 1747 die Residenz nach Delft in den Niederlanden verlegt. Schloss Oranienstein war nur noch einmal ab 1801 vorübergehend vom Fürsten bewohnt. Wilhelm V. Batavus (1748-1806) von Nassau-Oranien. Sohn von Wilhelm IV. und der Königstochter Anna von England (1709-1759), der 1751 die Nachfolge angetreten hatte und 1795 von den französischen Revolutionstruppen aus den Niederlanden vertrieben worden war, residierte hier, nachdem er von Napoleon 1801 unter anderem mit den säkularisierten Abteien Fulda und Conmy entschädigt worden war. Gestorben ist er 1806 in Braunschweig. 1811 ließ Napoleon das Inventar des Schlosses versteigern.


    Wilhelm IV. von Nassau-Oranien (rechts im Kreise seiner Familie)

    1811 ließ Napoleon das Inventar des Schlosses versteigern. Oranienstein kam dann in den Besitz des Herzogtums Nassau Wie das alte Grafenschloss, das lange Zeit Sitz der Zentralverwaltung und von 1784 bis 1927 ein Zucht- und Arbeitshaus war, wurde es anderen Zwecken zugeführt.

    Das Herzogtum Nassau

    Schloss Oranienstein fungierte von 1867 bis 1918 als königlich-preußische Kadettenanstalt und von 1934 bis 1945 als NAPOLA (nationalpolitische Erziehungsanstalt). Nach dem Abzug französischer Besatzungstruppen gehört es ab 1959 der Bundeswehr. Das unter hohen Aufwendungen hervorragend restaurierte Schloss ist eines der drei beeindruckenden Oranierschlosser in Deutschland.  


    Grafenschloss als Zucht- und Arbeitshaus

    Zur künstlerischen Ausgestaltung der Kapelle gehören auch die zahlreichen Familienwappen des Hauses Nassau_ Dem aufmerksamen Betrachter spiegeln sie viel wider von der langen gemeinsamen Geschichte der Grafschaft Diez mit Nassau, den Niederlanden und weiten weiteren Bereichen Europas.


    Konzert in der Kapelle


    Text: F. Jürgensmeier

  • Oranierstädte

    Die Oranierstädte

    Die Oranierroute — Auf den Spuren des niederländischen Königshauses

    Deutsche Länder und niederländische Provinzen haben ein starkes Band geknüpft: etwa 1000 km lang schlängelt sich die Oranierroute vorn westlichen, niederländischen Middelburg ins nordöstliche, deutsche Oranienburg quer durch Europa. Es ist eine Entdeckungsreise in niederländische und deutsche Städte und Regionen, die dem Haus Oranien historisch verbunden sind.

    Wer die Route bereist, entdeckt Burgen, Schlösser, Museen und Gärten u.v.m. Überall haben die Oranier ihre Spuren hinterlassen, vieles erinnert heute noch sichtbar an ihren politischen, kulturellen und sozialen Einfluss.

    Diez an der Lahn

    Im schönen Tal der Lahn liegt das malerische Städtchen Diez — ein wahres Prunkstück. Karl der Große erwähnte es im Jahr 790 erstmals in einer Urkunde. Allerdings war die Schreibweise des Ortsnamens früher anders: Das schmucke Städtchen mit seinen vielen Fachwerkhäusern hieß anfangs Theodissa, später Diedisse und später Dietz. Heute wird der Name ohne t geschrieben.


    Diez, das 1329 die Stadtrechte erhielt, ist wegen des Grafenschlosses aus dem 11. Jahrhundert, das sich hoch über die historischen Häuser erhebt, schon von weitem zu erkennen. Wie der Name sagt, wohnten hier einst die Grafen von Diez und auch die späteren Fürsten von Nassau-Diez-Oranien, die mit den Niederlanden verbunden waren. Als höhere Anforderungen an den Komfort gestellt wurden, entstand im 17. Jahrhundert das Schloss Oranienstein— später zu einem eleganten Schloss im Barockstil umgebaut Im 18. Jahrhundert besaß Diez einen bekannten Kornmarkt. Auch durch die sehr attraktive Umgebung ist Diez bereits seit alters ein wichtiges touristisches Zentrum.

    Diez und die Oranier
    Die Verbindungen mit den Oraniern spielen in der Geschichte von Diez eine wichtige Rolle. Auffällig ist dabei, dass das größte Prunkstück des Städtchens, das etwa 1,5 km von der Altstadt entfernte Oranienstein, vor allem als Frauenresidenz bekannt wurde. Die Männer des Geschlechts derer von Nassau-Diez-Oranien waren Statthalter in den Niederlanden und darum häufig abwesend. Diez wurde also von den Frauen auf Oranienstein regiert. In Oranienstein befindet sich das Museum Nassau-Oranien, Das ursprüngliche Schloss wurde zwischen 1672 und 1684 im Auftrag von Prinzessin Albertine Agnes (aus dem friesischen Zweig der Nassauer) auf den Resten eines ehemaligen Benediktiner-Klosters errichtet. Ihre Schwiegertochter. Fürstin Henriette Amalie von Anhalt-Dessau, ließ daraus zwischen 1704 und 1709 dieses wunderschöne Schloss erbauen, das heute noch besucht werden kann. Verschiedene Vorväter des heutigen Granierhauses liegen in der Stiftskirche von Diez begraben — so zum Beispiel Fürstin Henriette Amalie.

    Herborn

    Herborn wurde 1048 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1251 auf Betreiben der Grafen Walram II_ und Otto I. von Nassau die Stadtrechte. Der Ort war Vorort der nach ihm benannten Herborner Mark, die während der Auseinandersetzungen um die Landeshoheit zwischen den Grafen von Nassau und den Landgrafen von Hessen (-Thüringen) hart umkämpft war. Diese Streitigkeiten und heftigen Kämpfe sind unter dem Begriff „100-jährige Dernbacher Fehde" (um 1230 bis 1333) in die Geschichtsschreibung eingegangen.



    Hohe Schule
    1584 erhielt Herborn die Hohe Schule, eine Gründung Johanns VI. von Nassau-Dillenburg, eines jüngeren Bruders Wilhelms von Oranien und Namensgebers des heutigen Gymnasiums Johanneum. Das Gebäude der Hohen Schule Herborn von 1588-1817 Gedenktafel für Johann Amos Comenius am Gebäude der ehemaligen Hohen Schule Herborn 1584 wurde von Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg die Academia Nassauensis, die Hohe Schule Herborn, gegründet. Diese später reformierte universitätsähnliche Hochschule war mit vier Fakultäten ausgestattet. Trotz wiederholter Bemühungen lag noch um 1750 kein kaiserliches Privileg für die Führung der Bezeichnung „Universitär' und die damit verbundenen Privilegien vor. Herborn war die kleinste deutsche Hochschule mit nie mehr als 100 Studenten, was allerdings in ein Verhältnis mit der damaligen durchschnittlichen Hörerzahl von 300 bis 400 Studenten zu setzen ist. Weil sich der Kaiser trotz der unbestritten hohen Qualität der Lehre weigerte. der Hohen Schule die Universitätsprivilegien zu verleihen, hatte diese niemals ein Promotionsrecht.

    Hadamar

    Der Name der Stadt selbst wurde als ''Hatimer" 832 in einer karolingischen Tauschurkunde erstmals erwähnt. Größere Bedeutung kam der Stadt erstmals 1320 zu, als Graf Emich die ältere Linie des Hauses Nassau-Hadamar begründete und auf der Basis eines ehemaligen Klostergutes der Zisterzienser eine Wasserburg errichten ließ. 1324 erhielt Hadamar die Stadtrechte und kurz darauf eine Stadtmauer. Nach dem Aussterben der älteren Nassau-Hadamarer Linie 1394 folgten Erbauseinandersetzungen und Aufteilungen der Stadt zwischen dem Haus Nassau und anderen Adelshäusern. Am 14. März 1540 kam es zu einer verheerenden Brandkatastrophe. Bis auf drei Häuser brannte die gesamte Stadt ab.

    Ein umfassender Stadtumbau folgte unter dem Grafen, später Fürsten, Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590-1653), der die jüngere Linie des Hauses Nassau-Hadamar begründete und Hadamar zu seiner Residenz machte. Vor allem wurde die alte Wasserburg zum barocken Schloss erweitert und mehrere katholische Orden angesiedelt. Darunter befand sich auch der Jesuitenorden, der mit seinem Gymnasium den Grundstein für die überörtliche Bedeutung Hadamars als Schulstandort legte. Mit dem 'Hadamarer Barock" entwickelte sich in der Residenzstadt eine überörtlich bedeutsame Spielart dieser Kulturepoche. Mit Johann Ludwigs Enkel Franz Alexander starb 1711 die Jüngere Linie Nassau-Hadamar aus. Es folgte ein Streit um das Erbe zwischen den zahlreichen Zweigen des Hauses Nassau, aus dem schließlich Nassau-Diez als Sieger hervorging. Hadamar blieb Mittelpunkt für die Verwaltung mehrerer Gemeinden des Umlands. 1815 wurde die Stadt Teil des Herzogtums Nassau und 1866 von Preußen. 1870 wurde die Stadt an den Eisenbahnverkehr angeschlossen.

    Beilstein (Westerwald)

    Beilstein ist aus den drei Dörfern Beilstein, Haiern und VVallendorf zusammengewachsen, von denen letzteres bereits im Jahre 774 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Beilstein gehörte, zusammen mit Mengerskirchen und Nenderoth, zur Kalenberger Zent. Beilstein selbst erhielt am 18. Februar 1321 die Stadtrechte. die dem Ort aber nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aberkannt wurden. Das Dorf Haiern gehört erst seit 1941 zu Beilstein. Die Burg Beilstein ist 1129 erstmals urkundlich erwähnt und wurde um 1320 von den Grafen von Nassau ausgebaut. 1321 erwirkten sie für den Ort Stadtrecht. 1363-1561 bestand eine Linie Nassau-Beilstein des Grafengeschlechts, und 1607-20 war Beilstein erneut Residenz einer Nebenlinie des Hauses Nassau-Dillenburg unter Georg von Nassau-Beilstein. Zu Beginn der 1970er-Jahre wurde der Ort im Zuge der kommunalen Neugliederung ein Ortsteil der neu geschaffenen Großgemeinde Greifenstein.

    Die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit in Beilstein selbst ist die heute nur teilweise wieder aufgebaute Ruine der Burg Beilstein, die erstmals 1229 erwähnt wurde und nur wenige Meter über dem Ort steht. Sie dient heute als Herberge für Menschen mit Behinderungen.

    Siegen

    Die historische Stadt Siegen in Nordrhein-Westfalen liegt zu beiden Seiten der Sieg, eines Seitenarms des Rheins. Die Region heißt daher auch — nicht weiter überraschend — Siegerland_ Die Stadt ist ein wirtschaftliches Zentrum in dieser Region, in der der Bergbau (vor allem die Eisenerzgewinnung) Jahrhunderte lang die Hauptrolle spielte. Vor etwa 40 Jahren allerdings wurde diese Phase beendet. In der Umgebung von Siegen gibt es viel Industrie, die noch mit dem Bergbau verbunden ist. Aber gleichzeitig gibt es auch viel Natur, wodurch die Stadt ein attraktives Ziel für Touristen ist. Das lebendige Siegen besitzt ein reichhaltiges kulturelles Angebot.



    Siegen und die Oranier
    Siegen spielt in der Geschichte der Nassauer eine wichtige Rolle — und damit auch in der der Oranier. Zwei Zweige der Nassauer hatten lange Zeit ihren Sitz in Siegen. Der (protestantische) Ottonische Zweig, der in den Besitz des Fürstentums Orange im heutigen Frankreich kam, ist für die "niederländische Verbindung" verantwortlich. Diese Nachkommen von Otto I., Sohn von Graf Heinrich (dem Reichen) von Nassau, haben damit für den Oraniereinschlag gesorgt. durch den die Niederlande so bekannt wurden.

    Dillenburg

    Dillenburg ist eine einladende, historische Stadt am Fluss Dill, die bei Wetzlar in die bekanntere Lahn mündet. Ehemals krönte den 292 m   hohen Berg das Dillenburger Schloss. das 1760 während des Siebenjährigen Krieges von den Franzosen zerstört wurde. Auf dieser Wohn-und Festungsanlage erblickte im Jahre 1533 Graf Wilhelm von Nassau das Licht der Welt, der später als Wilhelm I. von Oranien oder 'Wilhelm der Schweiger in die Annalen der Weltgeschichte eingegangen ist. Der Ort, der damit als Wiege des niederländischen Königshauses gilt, war von 1739-1806 und von 1813 bis 1815 Regierungssitz der Fürsten Oranien-Nassau.



    Bis 1815 war Dillenburg vorwiegend Beamten- und Behördenstadt Seinen Wohlstand bezog der kleine Ort lange Zeit aus der Bergwerks-, Hütten-, Tabak- und Lederindustrie. Noch heute zeigt sich dies an den vielen schönen Fachwerkhäusern.

    Dillenburg und die Oranier
    Das Haus Nassau-Dillenburg knüpfte schon früh Verbindungen zu den Niederlanden. Irr Jahre 1331 heiratete Graf Otto II. Adelheid von Vianden, So gehörten ab dieser Zeit die Grafschaft Vianden im heutigen Großherzogtum Luxemburg, mit anderen niederländischen Besitzungen zum nassauischen Hausbesitz. Wilhelm von Oranien wurde 1533 auf Schloss Dillenburg geboren. Während seines Kampfes gegen die Spanier im Achtzigjährigen Krieg (1568 bis 1648) kehrte er im Jahre 1567 ins Exil nach Dillenburg zurück. Von hier aus organisierte er den Befreiungskampf der Niederlande gegen die spanische Unterdrückung. Auf Schloss Dillenburg erblickte im Jahre 1568 auch sein Sohn Moritz das Licht der Welt. der sich als Feldherr und Heeresreformer einen bedeutenden Namen gemacht hat.

    Weitere Informationen: www.oranierroute.de


  • Restaurierung des Amalien-Sarkophags in der Stiftskirche Diez

    Am 18.04.1726 starb Fürstin Amalie von Nassau-Diez-Oranien im Schloss Oranienstein. Es war ausdrücklicher Wunsch der Fürstin in einem Marmorsarg bestattet zu werden. Die künstlerischen Skizzen entwarf der Bildhauer Joseph Bez aus Koblenz und legte dabei besonderen Wert auf die kunstvollen Verzierungen aus Alabasterstein. Der Steinhauer Wilhelm Schwind aus Diez fertigte den Sarkophag aus schwarzem Marmor. Ihm wurde dafür lediglich ein Zeitraum von drei Monaten bewilligt.


    Stiftskirche Diez

    Im Laufe der Geschichte wechselte der Sarkophag dreimal seinen Standort innerhalb der Stiftskirche. Bevor er auf seinem heutigen Platz im Westteil des rechten Seitenschiffes untergebracht wurde, stand er lange Jahre in der sogenannten Fürstengruft. In der Feuchtigkeit dieses unterirdischen Gewölbes nahm er Schaden. Die Ortsgruppe Diez des „Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung" nahm sich des Sarkophags an und veranlasste die Instandsetzung und Aufstellung des Denkmals am heutigen Standort.

    Aber die damaligen Restaurierungsarbeiten überdauerten die nachfolgenden Jahrzehnte nur schlecht.

    Im Rahmen der aktuellen Restaurierung wurde eine Vielzahl von Maßnahmen erforderlich, insbesondere an den überaus reichlichen Alabaster-Verzierungen des Sarkophages: Abnahme optisch störender Kunstharzergänzungen, Zurückarbeiten grober Verfugungen bzw. von Altkittungen, Abnahme von Kleberesten und Verspachtelungen, Schließen von Fehlstellen, Fugen in Gips, Überarbeiten fehlerhafter Gipsergänzungen, Entfernen rostender Eisenarmierungen, sofern die Stabilität der entsprechenden Elemente betroffen war, Abnahme stark verschobener bzw. verkippter Fragmente und spätere Wiederanbringung, bildhauerische Natursteinergänzungen in Alabaster (großes Kreuz auf dem Sarkophagdeckel sowie zwei Kreuze auf einzelnen Kronen). Modellierung kleinerer Ergänzungen in Gips (Nase. Ohren und Pfoten der nassauischen Löwen und anhaltinischen Bären als symbolische Träger des Sarkophages und der Enden von Wappenumrahmungen), Abformen und Abgießen eines nicht mehr vorhandenen Puttenkopfes und eines Puttenfußes sowie deren Wiederanbringung, Positionieren stark verschobener Elemente (Kissen mit Krone). Abnahme und Wiederanbringung (Karbondübel) loser Elemente (Kissenquasten), einschließlich der bei Untersuchungen sichergestellten Teilstücke (Schließen der Übergänge in Gips), Ergänzung der Vergoldungen, lasierender Überzug zum Anpassen an das Original, Sicherung von Fassungsresten im Bereich der Wappen, Retusche der Wappen, Eingliedernder Fassungsfragmente (ohne Rekonstruktion bzw. Neuinterpretation bei Totalverlust), Retusche aller Alabaster- und Gipsergänzungen, Reinigung in trockenmechanischer und nasschemischer Weise_ Ende August 2010 konnte mit den Restaurierungsarbeiten begonnen werden.

    Mit Freude können wir heute mitteilen, dass der Amalien-Sarkophag in unserer Stiftskirche nun fertig restauriert worden ist. Allerdings können wir wegen der derzeit laufenden Bauarbeiten an der Fürstengruft den Sarkophag noch nicht der Öffentlichkeit vorstellen. Er verbleibt natürlich über die gesamte Bauzeit unter einer Schutzhülle.

    • Die Stiftskirchengemeinde Diez bedankt sich sehr herzlich bei allen, die diese Denkmalschutzmaßnahmen unterstützt und durchgeführt haben:
      Frau Brinkmann und Frau Verbeek vom ,Atelier für Restaurierung'', sowie ihren Mitarbeitern für die ausgezeichnete, fachgerechte Ausführung der Restaurierungsarbeiten. Die sehr aufwendigen Voruntersuchungen für dieses Projekt haben sich gelohnt. Nach Worten von Frau Verbeek soll der Betrachter die Ausbesserungen gar nicht bemerken. Dies betrifft ganz besonders die sorgfältige Farbangleichung der ersetzten Teile an den alten Bestand.
    • Der Stadt Diez,  der Landesdenkmalpflege, unserer Landeskirche, unserer Regionalverwaltung in Nassau sowie der Diezer „Initiativgruppe Oranierjahr 2011" für die hervorragende, zielgerichtete Zusammenarbeit bei der Planung.
    • Dem Vorstand der niederländischen Stiftung "Je Maintiendrai Nassau", die mit drei weiteren Stiftungen aus den Niederlanden zusammen gewirkt hat, nämlich de Stichting tot Onderhoud van de stadhouderlijke Grafruimte in de Grote Kerk te Leeuwarden, de Ottema-Kingma Stichting te Leeuwarden und de Van Heloma Stichting te Sint-Johannesga


    Ganz besonderer Dank gilt allen, die durch finanzielle Unterstützung die Restauration überhaupt erst möglich gemacht haben:

    • Der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
    • Der Landesdenkmalpflege
    • Der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, unsere Landeskirche Den Mitgliedern unserer Stiftskirchengemeinde, die 25.000,00 € Spenden aufgebracht haben


    Die Sanierung der Fürstengruft in der Stiftskirche    


      Fürstin Henriette-Amalie von Anhalt-Dessau, Mutter des Fürsten Jan-Wilhelm-Friso, Statthalter in Leeuwarden. lebte mit fünf ihrer Töchter auf dem Witwensitz ,Schloss Oranienstein). Alle fanden nach ihrem Tod ihre letzte Ruhe in der Stiftkirche Diez. Auch die Särge der Töchter wechselten in Lauf der Geschichte ihren Standort in der Kirche. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie —zusammen mit ihrer Mutter— in die damals neu geschaffene Fürstengruft umgebettet. Während der Sarkophag später in das Seitenschiff der Kirche verbracht wurde, verblieben die Särge der Töchter in der feuchten Gruft und nahmen im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts erheblichen Schaden. Zuletzt bestand sogar die Gefahr, dass sich die Gruft zu einem Gesundheitsrisiko entwickeln könnte und die Gruft musste für die Öffentlichkeit gesperrt werden.


      Die „lnitativgruppe Oranierjahr 2011' gab die für eine Restaurierung der Gruft wichtigen Impulse In Zusammenarbeit von Initiativgruppe, Land Rheinland-Pfalz, Stadt Diez, Stiftskirchengemeinde und Landeskirche konnten die erforderlichen Voraussetzungen für die Baumaßnahme getroffen werden Der Umbau der Gruft erfolgt auf Plänen des Architekturbüros Heinrich. Dornburg Frickhofen. Alle Gewerke wurden im 2. Halbjahr 2010 ausgeschrieben und die Stadt Diez konnte Ende 2010 Auftragsvergabe an die Firmen erteilen. Die Stiftskirche wurde ab dem 03. Januar 2011 für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Arbeiten haben begonnen und wir hoffen, dass sie bis Ostern zum Abschluss gebracht werden können. Der heutige Zustand wurde sowohl lokal, als auch durch das Institut für Anthropologie (Uni- Prof. Dr. Alt. Mainz) als Fotodokumentation archiviert. Gewebeproben von den Gebeinen werden derzeit anthropologisch untersucht und soweit möglich näher bestimmt. Dies sind nun die ersten Baumaßnahmen: Die im Bereich der Fürstengruft stehenden Kirchenbänke werden abgebaut und seitlich gelagert. die Orgel, der Sarkophag, die Kanzel und die Skulpturen werden eingehaust bzw. abgehängt. damit während der Bauausführung keinen Schaden nehmen, der Bereich der Fürstengruft wird zum Teil eingehaust. damit die Arbeiten, bei denen von Schadstoffemission ausgegangen werden muss. nicht im offenen Kirchenraum ausgeführt werden. Vergrößerung des bisherigen Öffnung der Fürstengrufti damit die Särge heraus geholt werden können. Restaurierung der Särge Trockenlegung der Gruft. Einbau einer Entlüftungsanlage sowie Elektroinstallationen. Einbau eines neuen Sichtfensters zur Gruft in den Boden des Mittelganges. Den Fortgang der Restaurierung werden wir in den nächsten Monaten auf dieser Internetseite jeweils aktuell beschreiben und fotographisch dokumentieren.

      Nachdem der Sarkophag und die Fürstengruft am 17. Juni 2011 im Rahmen der feierlichen Einweihung der Öffentlichkeit präsentiert sein werden, sind sie wieder ein wichtiges Zeugnis für die Verbindungen der Oranierstadt Diez zu den Niederlanden.

    • Je Maintiendrai Nassau

      Hinweise auf besondere Glockenspiele in den Niederlanden anlässlich des 300. Todesjahres von Johann Wilhelm Friso von Nassau-Oranien-Diez

      Schon mehr als fünfhundert Jahre kennen die Niederlande und die flämischen Gebiete eine Glockenspielkultur. Davon zeugen das Stadtglockenspiel, das, automatisch betrieben, täglich die Zeit angibt und die Glockenspiele durch den Stadtmusiker, die regelmäßig wöchentlich erklingen. Auch ist es seit Jahrhunderten üblich, Glockenspiele anlässlich lokaler, regionaler oder (inter)nationaler Ereignissen durchzuführen. Allgemeine Information darüber ist auf www.carillon.org zufinden.

      In Den Haag ist seit 1976 Frau Heleen van der Weel, die sich beruflich der Glockenspielkultur widmet. städtische Glockenspielerin. Sechs Mal pro Woche gibt sie ein Konzert von einer Stunde auf den drei Glockenspielen der Stadt, nämlich in den Türmen der Grote Kerk, der Kirche von Scheveningen und in dem vom Vredespaleis. Auch ist sie für die Gestaltung der Musikzuständig, die täglich von 8.15 Uhr bis 21.00 Uhr automatisch alle Viertelstunde vom Turm aus als öffentliche Zeitangabe erklingt. Jeweils zur vollen, halben und viertel Stunde ist ein kurzes Musikstück zu hören. Gemäß den vorgegebenen Instruktionen wird das automatisch spielende Glockenspiel im Turm der Grote Kerk viermonatlich geändert. Die neuen Melodiensind im Januar, im Mai und im September zu 'stecken'.

      Anlässlich des Gedenkjahres 1711-2011 hat Frau van der Weel im Haag, Oranienstadt wie keine andere, das automatische Glockenspiel der Grote Kerk vom 6. Mai bis zu Anfang September dem Jubiläum angepasst. Täglich erklingen in dieser Zeit vor jedem Halbstunden-Schlag die ersten acht Takte des Marsches 'Derjunge Prinz von Friesland', Dieser Marsch, im 18. Jahrhundert für die staatliche Armee geschrieben, wird mit Johan Willem Friso in Verbindung gebracht Ausführliche Hinweise sind auf www.grotekerkdenhaag.nl zu finden. Allgemeine Information über die Geschichte und den Gebrauch des Haager Glockenspiels beinhaltet die Website unter Gebouwicariilon. Der städtische Glockenspieler Auke de Boer hat diesen Marsch ebenfalls in Groningen und in Dokkum installiert.

      In Groningen, wo Johan Willem Friso von Nassau-Dranien-Diez einige Jahre Statthalter war, ist er ab Donnerstag, den 19. Mai, alle halbe Stunde vom Turm der Martinikirche zu hören. Zusätzlich gibt Herr Auke de Boer am 14. Juli von 19.30 bis 20.30 Uhr auf dem Glockenspiel des Martiniturms Sonderkonzert mit (Hof)musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Programm wird im Haag am Freitag, den 15. Juli, von 12.00 bis 13.00 Uhr auf dem Glockenspiel der Grote Kerk wiederholt.

      Inzwischen erklingt auf Initiative von Frau Heleen van der Weel der Marsch ''Der junge Prinz von Friesland" auch vom Rathausturm in Leeuwarden, der Stadt, die mit der Geschichte des Geschlechtes der Oranien-Nassauer ganz besonders verbunden ist. 

      Der Rathansturm in Leeuwarden

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