Barbierschale mit Darstellung der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. im Januar 1793, Fayence, vermutlich englische Fertigung

    März 2020

    Im Zuge der französischen Revolution kamen feudale und florale Motive des Rokoko, die bisher das Geschirr zierten, aus der Mode. Die Industrie stellte sich entsprechend auf die neue politische Situation ein. England war ein wesentlicher Lieferant dieser Fayencen und nicht verlegen, auch hintergründige Darstellungen und Motive, die auf dem auch heute noch typischen englischen Humor gründeten, auf den Markt zu bringen.

    Die Hinrichtung Ludwig XVI. war nicht nur in Frankreich, sondern auch in ganz Europa, von enormer gesellschaftlicher Sprengkraft. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen europäischen Flächenstaat, der die Feudalherrschaft abgeschafft und eine Republik ausgerufen hatte. Verständlicherweise hatten die Fürsten der Nachbarstaaten entsprechend Furcht vor den Ereignissen.

    Die Darstellung der Hinrichtung des Königs auf dem Boden einer Barbierschale (die dem zu Rasierenden beim Einseifen an den Hals gesetzt wird) ist vor dem Hintergrund der Guillotinierung des Königs von einiger Brisanz und voll Ironie.

    Mark Scheibe


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