Drei Farblithographien mit Darstellungen aus der Josephslegende aus der Diezer Synagoge, spätes 19. Jahrhundert

    September 2020

    Drei Farblithographien mit Darstellungen aus der Josephslegende aus der Diezer Synagoge, spätes 19. Jahrhundert
    Zu den wenigen Relikten der Diezer Synagoge gehören drei Druckgrafiken mit Szenen aus der Josephsgeschichte des ersten Buchs Mose: Joseph wird von seinen Brüdern verkauft, Die Keuschheit Josephs und Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen. Da das Verlesen von aufeinanderfolgenden Abschnitten der Tora zentraler Inhalt des jüdischen Gottesdienstes ist, wird in größeren Abständen auch die Josephslegende immer wieder vorgelesen. So bildeten die drei farbigen Grafiken aus der Diezer Synagoge eine bildliche Ergänzung zur Liturgie.

    Leider ist die innere Gestaltung des Bauwerks weitgehend unbekannt. Aus der Verwendung der als Reproduktionsgrafiken nicht sonderlich kostbaren, kleinformatigen Joephsdarstellungen ist auf eine einfache Innenausstattung zu schließen. Dazu passt die Schlichtheit des Gebäudes aus der Außenansicht: Die Synagoge war ein solider, aus Bruch- und Backsteinen gemauerter, verputzter Satteldachbau mit einem Rundbogenportal und Rundbogenfenstern aus Gusseisen. Sie war nicht größer als ein Zweifamilienhaus und damit an die Größe der um 1900 maximal 130 Mitglieder umfassenden jüdischen Gemeinde angepasst.

    Architekt des 1862/63 erbauten Gotteshauses war der Nassauische Oberbaurat Carl Boos, der in den Jahren zuvor gemeinsam mit Erzherzog Stephan von Österreich den neugotischen Umbau des Schlosses Schaumburg geplant hatte.

    Nach 75 Jahren der friedlichen Nutzung als Gotteshaus drang in der Pogromnacht am 9. November 1938 ein von SA-Leuten angeführter Mob in das Gebäude ein, verwüstete die Innenausstattung und legte Feuer. Trotz des Brandes blieb die Bausubstanz weitgehend intakt. Die Synagoge wurde anschließend vom NS-Fliegerkorps beschlagnahmt und diente fortan als Werkstatt. Nach Kriegsende wurde sie verkauft und 1951 abgebrochen. Die drei Darstellungen der Josephslegende gelangten laut Inventar der Städtischen Sammlungen irgendwann in den Besitz der Stadt Diez, die sie den Städtischen Sammlungen übergab.


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